Graphomotorik

Graphomotorik bezeichnet die Fähigkeit, differenzierte und rhythmische Schreibbewegungen auszuführen. Es handelt sich hierbei um einen hoch komplexen psychomotorischen Prozess. Damit ein Kind das Schreiben erlernen kann, müssen alle Sinne optimal miteinander harmonieren.

Entwicklung der Graphomotorik

Die Grundlage der Graphomotorik ist die Entwicklung der Feinmotorik. Sie bildet sich mit der Auge-Auge- und Auge-Hand-Koordination schon ab dem vierten Lebensmonat aus. In weiterer Folge entwickelt sich zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr die Fingergeschicklichkeit der Kinder. Im Alter von vier bis fünf Jahren können sie den Dreipunktgriff, also das Halten eines Stiftes zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger, erlernen. An dieser Stelle wird der grundlegende Schritt zur Ausbildung der Graphomotorik gesetzt. Kinder lernen damit Geschwindigkeit, Genauigkeit und der Situation angepasste Kraft zu koordinieren und zu steuern.

Für die Entwicklung der Fein- und damit auch der Graphomotorik spielt zugleich die visuelle Wahrnehmung eine entscheidende Rolle. Visuelle Wahrnehmung umfasst neben der Auge-Hand-Koordination auch die Figur-Grund-Wahrnehmung (Unterscheidung von Figur und Hintergrund), das Wiedererkennen von Formen und die Wahrnehmung räumlicher Beziehungen.

Die auditive Wahrnehmung, also die Aufnahme und Unterscheidung von Lauten, beeinflusst ebenfalls die Entwicklung der Graphomotorik. Sind diese drei Faktoren ausreichend entwickelt und spielen optimal zusammen, funktioniert auch die Entwicklung der Schreibbewegung. Eine vierte und fünfte Komponente ist die passende Tisch- und Sitzhöhe sowie die richtige Körperhaltung (lockere Schreibhand).

Während die ersten Schreibbewegungen dem Kind noch viel Konzentration abverlangen, werden die Bewegungen bald automatisiert und das Schreibtempo gesteigert.

Probleme und Lösungsansätze

Da bei der Ausbildung der Graphomotorik alle Sinne optimal zusammenspielen müssen, empfiehlt es sich, bei Kindern mit Schreibschwierigkeiten einen ganzheitlichen Therapieansatz zu wählen und Bewegungsübungen (zum Beispiel Fingergymnastik) in die Therapiestunden zu integrieren. Zudem existiert eine Vielzahl von graphomotorischen Übungsprogrammen, welche die Malentwicklung eines Kindes nachempfinden und es so in seiner Schriftentwicklung unterstützen.

Graphomotorische bzw. feinmotorische Probleme können sich unter anderem darin äußern, dass ein Kind mit Stiften zu fest aufdrückt, eine verkrampfte Hand- oder Armhaltung hat oder die Handdominanz (Links- oder Rechtshändigkeit) noch nicht vollständig ausgeprägt ist.

Schwierigkeiten dieser Art können dazu führen, dass das betroffene Kind ungern und damit nur selten oder gar nicht malt oder schreibt. Dadurch fehlt dem Kind allerdings die nötige Übung, es fühlt sich unsicher und kann möglicherweise in der Schule nicht mit der Schreibentwicklung Gleichaltriger mithalten.