Sprachentwicklungsstörung

Ist die Sprachentwicklung eines Kindes verlangsamt, stagnierend oder rückfällig, so kann es sich dabei um eine Sprachentwicklungsstörung handeln. Die Sprachentwicklung umfasst mehrere Ebenen: die grammatikalische Ebene, die lautliche Ebene und die Ebene des Sprachverständnisses. Bei rund 10% aller Kinder besteht eine zumindest vorübergehende Auffälligkeit in der Sprachentwicklung in Bezug auf eine oder mehrere Ebenen, ohne dass dadurch spätere Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Jedes Kind entwickelt sich individuell und nicht jede Abweichung von der Norm ist gleich als Störung zu werten.

Generell gilt es zu überprüfen, ob die sprachlichen Fähigkeiten dem Alter des Kindes entsprechen, wobei die angegeben Richtwerte für einzelne Entwicklungsschritte sehr stark variieren können. Ein Meilenstein, bzw. besonders aussagekräftiger Zeitpunkt liegt um den zweiten Geburtstag: In diesem Alter verfügt das Kind in der Regel über einen Wortschatz von über hundert Wörtern und bildet erste Mehrwortsätze.

Die Ursachen für Sprachentwicklungsstörungen sind vielfältig und reichen von medizinischen Gründen wie Schwerhörigkeit, Gehörlosigkeit, Autismus, Hirnschädigung oder einer geistigen Behinderung über erblich bedingte Sprach- oder Wahrnehmungsschwächen bis hin zu psychosozialen Faktoren, wie beispielsweise ungenügende sprachliche Zuwendung oder fehlender Kontakt zu anderen Menschen.

Wenden Sie sich im Verdachtsfall zunächst an den Kinderarzt. Lassen Sie dort abklären, ob das Hörvermögen und der Sprachentwicklungsstand altersgerecht sind, bzw. dem sonstigen Entwicklungsstand des Kindes entsprechen. Holen Sie womöglich mehrere Meinungen ein, nicht alle Fachpersonen sind in diese spezifischen Fachbereichen ausreichend ausgebildet.

Merkmale von Sprachentwicklungsstörungen

Der Fachausdruck für eine Sprachentwicklungsstörung, die die grammatikalische Ebene betrifft, lautet Dysgrammatismus. Typische Beispiele sind falsche Satzstellung, wie z.B. „In Kindergarten in gehe“ statt „Ich gehe in den Kindergarten“ oder Probleme mit Beugung von Namen- und Zeitwörtern, wie z.B. „Oma fahren im Urlaub“ statt „Oma fährt in den Urlaub“.

Bei Störungen auf der lautlichen Ebene handelt es sich um Aussprachestörungen. Einzelne oder mehrere Laute werden vertauscht, durch andere ersetzt oder ganz ausgelassen. Je mehr Laute betroffen sind, desto unverständlicher ist die Aussprache des Kindes.

Gibt es Probleme auf der Ebene des Sprachverständnis, so sind das Formulieren von eigenen Sätzen sowie das Verstehen von fremden Sätzen betroffen. Die Kommunikation zwischen Kind und Eltern ist in diesem Fall schwierig, da sehr häufig Missverständnisse auftreten.

Schulung und Förderung der Sprachentwicklung

Eltern haben viele Möglichkeiten, die Sprache und Sprachentwicklung des eigenen Kindes zuhause zu fördern. Hören Sie Ihrem Kind gut zu, unterbrechen Sie so wenig wie möglich. Seien Sie geduldig und motivieren Sie ihr Kind. Verwenden Sie keine Babysprache. Und ganz wichtig: Auch wenn die Fehler noch so niedlich klingen, lachen Sie nicht darüber.

Handelt es sich bei den sprachlichen Auffälligkeiten des Kindes tatsächlich um eine Sprachentwicklungsstörung, so richten sich die Behandlungsmöglichkeiten jeweils nach der Ursache. In Absprache mit dem behandelten Arzt kann frühzeitig eine Therapie (z.B. logopädisch) begonnen werden.